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THEATERABEND 2011 - "Erben und Vererben"

Mai 2011: Dreimal komplett ausverkauftes Haus; Theatergruppe Akkutaresse brachte drei Akte voller Ränke rund um das Thema "Erbschaft" auf die Bühne.

Am Ende floss der Schampus in Strömen auf der Bühne im "Hasenfelder Hof", und das nicht nur, weil Tante Billa im Schlussbild des heiteren Dreiakters "Erben und Vererben" bei den diesjährigen Theaterabenden die Geschicke so wunderbar schlitzorig gelenkt hatte, sondern vor allem, weil die Akteure der Heimbachter Theatergruppe Akkutaresse eine gelungene und von über 100 Zuschauern pro Abend, umjubelte Premiere gefeiert hatten.

Die Vorzeichen hatten ohnehin gut gestanden, waren doch sowohl die erste Kostümprobe am vergangenen Montag als auch die anschließende Generalprobe klassisch danebengegangen. "Es konnte also gar nichts schief gehen", lachte Richard Boje nach der Vorstellung. Gerda und Richard Boje (Spielleiter) hatten im Herbst das Stück ausgesucht, das später komplett in Eifeler Mundart umgeschrieben worden war - auch das eine Premiere in den Reihen des spielfreudigen Ensembles.

Da es sich bei Ingrid Flöths Schwank "Erben und Vererben" um ein vergleichsweise unkompliziertes Volkstheaterstück ohne verwirrende Verstrickungen handelte, konnten es die Darsteller "wirklich so richtig krachen lassen", lobte Regisseur Boje. Als Zuschauer wusste man schon am Anfang im Grunde, wie es ausging, freute sich schon auf das "Happy End", bei dem Knecht Hannes (Oliver Boje, der an diesem Abend sein Debüt gab) und die zur Magd degradierte Adoptivtochter Klara (Sofia Heinen) ihr Glück fanden. Die Besucher hatten zwei Stunden lang Riesenspaß am gepfefferten Ränkespiel von Erbtante Billa, die die geldgierige "buckelige Verwandschaft" an ihrem 75. Geburtstag gehörig ins Schwitzen brachte.

Veilchein im zweiten Akt: Theoretisch wäre das eigentlich der Tag gewesen, an dem die steinreiche Tante nach Ansicht von Neffe Theo Bömmel (Achim Heinen) und Nichte Thekla Meier (Liesel Kulina) endlich ihre beiden Höfe an dei Nachkommen übertragen sollte. Doch Tante Bille (herrlich gespielt von einer nicht nur optisch an Heidi Kabel erinnernden Gerda-Marie Jung) hat ihren eigenen Kopf, gönnt sich in aller Ruhe das eine oder andere Likörchen und lässt alle subtilen Andeutungen mit einem entspannten "Jo, ich üvernemme de Kaffee" ins Leere laufen. "Wenn man nur wüsste, ob die störrische Alte schon ein Testament gemacht hat?", war die Frage aller Fragen. Das Auftauchen von Billas kurzsichtigem Verehrer, Notas Dr. Julius Knöterich (Robert Feicke & Manfred Kau), während der Mittagsruhe, führt zu weiteren Spekulationen. "Hat sie jetzt auch noch einen Liebhaber?", sehen die potenziellen Erben nun alle Chancen vollends schwinden.

Inmitten starker Frauenrollen (Johanna Stockhausen als Freunding Adele, Martha Lennartz und Ivonne Wawer als Mutter und Tochter Bömmel) wurde dann der ebenso angeheiratete wie gebeutelte Franz (Hans-Peter Kulina), der von seiner rabiaten Gemahlin Thekla frei nach dem bewährten ehelichen Motto "Du häs ken Meinung" im zweiten Akt ein dickes Veilchen verpasst bekam, zum heimlichen Star des turbulenten Stücks.

Während sich Franz mit Hilfe von Tante Billas patentpragmatischen Ratschlägen immer stärker emanzipierte, bauten die Schauspieler zwischendurch immer wieder kleine Pointen aus dem Hasenfelder Dorfleben und eine Bestandsaufnahme der aktuellen Witterungsverhältnisse ein ("Drusse rähnt et wie´n Sau"). Kein Wunder, dass dann auch die Vorstellungen am Samstag und erstmals auch ein dritter Spieltag im "Hasenfelder Hof" restlos ausverkauft waren (Eintritt war wie immer kostenlos). Trotz subtilster Überredungsversuche lässt sich die querköpfige Tante Billa von keinem erbtechnisch in die Karten schauen.

Bericht von Claudia Hoffmann, mit freundlicher Genehmigung des Kölner Stadtanzeigers.

An dieser Stelle möchten wir uns nochmal bei allen Zuschauen, stillen Helfern und insbesondere dem Hasenfelder Hof für Ihre Unterstützung danken.


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